Grand patriarche lunaire, très catholique
Anselme Boix-Vives, der 1917 als mittelloser Hirtenjunge, der nie eine Schule besuchen konnte, aus Spanien nach Savoyen in Frankreich auswanderte, gilt heute als einer der anerkanntesten Vertreter der Art Brut, der sogenannten „rohen“, autodidaktischen Kunst von Laien ohne künstlerische Ausbildung, oder auch von gesellschaftlichen Außenseitern. Nach einem erfolgreichen Berufsleben als Gemüse- und Lebensmittelhändler begann er im Ruhestand zu malen. In sieben Jahren bis zu seinem Tod 1969 schuf er eine überbordende Bilderwelt, bevölkert von Motiven der ihn umgebenden Alltagswelt, von Menschen, Tieren, Pflanzen und Landschaften. Sein Leben lang beschäftigte Boix-Vives sich mit der Idee, Kriege zu verhindern und einen dauerhaften Weltfrieden zu schaffen. Er verfasste Pläne zur Schaffung des Weltfriedens, die er dem Papst, den Vereinten Nationen und vielen namhaften Politikern zukommen ließ. Enttäuscht über die mangelnde Resonanz auf seine Ideen, brachte er seine Utopien eines Weltfriedens nunmehr in seine Bilder ein: Ein farbenfroher, wunderbarer und optimistischer Kosmos entfaltet sich in den fast 2.500 Gemälden, die in seiner kurzen Schaffenszeit entstehen. Anselme Boix-Vives wurde schon zu Lebenszeiten von Künstlern wie André Breton oder Corneille entdeckt, internationale Galerien und Museen zeigten früh seine Werke, Harald Szeemann stellte ihn zusammen mit Hundertwasser und Louise Nevelson 1964 in der Kunsthalle Bern aus. Auch in Deutschland wurde Boix-Vives seit den 1960er Jahren einige Male gezeigt, eine umfassende Einzelausstellung in einem Museum fehlt allerdings bis heute.