Lebenslauf Koczÿ
Kindheit und Jugend verbrachte Rosemarie Koczÿ bei ihren Grosseltern in Recklinghausen und in einem katholischen Waisenhaus bei Münster.
Mit 20 Jahren reiste sie in die Schweiz und bewarb sich erfolgreich an der Ecole des Arts décoratifs in Genf. Daneben arbeitete sie als Dienstmädchen.
In den 70er-Jahren lernte sie die Kunstsammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim kennen, die Koczÿ förderte und auch ermutigte, nach New York, in den damaligen Hotspot der Kunstszene, zu ziehen, um ihre künstlerische Arbeit weiter zu entwickeln.
Im Zentrum von Koczÿs Schaffen stand der Holocaust, den sie als Teil ihrer eigenen Lebensgeschichte bezeichnete. Unter dem Titel «Ich webe Euch ein Leichentuch!» gedachte sie mit einer grossen Anzahl von Tuschzeichnungen, Gemälden und Tapisserien der Opfer der Shoah. Warum sie selber eine jüdische Identität annahm, sich öffentlich als Betroffene des Holocaust bezeichnete, obwohl sie römisch-katholischer Abstammung war, und dies in einer 3-bändigen, umfangreichen Biografie ausführlich beschrieb, wurde bis anhin nicht geklärt. Ihrem ausdrucksstarken Werk tut dieser Umstand, der erst nach ihrem Tod bekannt wurde, allerdings keinen Abbruch. Koczÿs Bilder von geschundenen Körpern und gequälten Menschen lassen nicht unberührt und bleiben unabhängig von ihrer Biografie eine künstlerisch überzeugende Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der menschlichen Existenz und den grossen Tragödien des 20. Jahrhunderts.