Olivia Etter
- 1956, lebt in Zürich
«Meine Werke sollen eine Seele haben», erklärt die Zürcher Künstlerin Olivia Etter. Und eben das ist ihnen nicht abzusprechen. Angefangen bei den bezaubernden, filigranen Etterlingen, jenen kleinen Tieren aus Blättern, Blüten, Schoten und Schalen, über ihre erotisch surrealistischen Bilder und Gebilde, die grösseren Objekte in Mischtechnik oder Bronzeguss bis hin zum «Cocon», den sie für die Open Art 2001 in Roveredo aus Naturmaterialien als begehbare Installation im Aussenraum gestaltete – die Werke von Olivia Etter sind von ganz besonderer, sehr persönlicher Ausstrahlung.
Mit Witz, Humor und unendlich viel weiblicher Inspiration entführen sie in eine sonderbare Welt zwischen Utopie und Realität. Einschränkungen in Grösse, Material oder Technik kennt sie nicht. Olivia ist eine leidenschaftliche Tüftlerin. Fast alles ist möglich. Ihre Werke sind zwischen 17mm und 17m gross, bestehen aus Naturmaterialen, allerlei Fundgegenständen oder verwandelten Trouvaillen aus dem Brockenhaus.
So auch in der speziell für das Musée Visionnaire entstandenen Arbeit.
Olivia Etter hat dafür ganz unterschiedliche Vasen zusammengesucht,
diese mit tentakelartigen Fühlern, Fischflossen oder Ärmchen ausgestattet und paarweise zu einer surrealistisch anmutenden Gesellschaft angeordnet. Manchmal stehen die Gefässe unbeteiligt nebeneinander, manchmal sind sie symbiotisch miteinander verbunden, sie scheinen miteinander zu kommunizieren oder sich anzuschweigen. Immer aber glaubt man, ihren Atem zu spüren. Aus leblosen Gegenständen ist eine beseelte Welt aus seltsamen Individuen entstanden.
Olivia Etter ist eine Aussteigerin und Individualistin par excellence. Mit
15 Jahren hat sie den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule (heute ZHDK) besucht, dann eine Lehre als Warenlegerin gemacht, als freischaffende Dekorateurin gearbeitet und daneben ihr Leben zu Kunst gemacht. Ohne im Geringsten daran zu denken, ihre «Produkte» der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat sie ihr Zimmer im Sinne eines «work in progress» zum stetig wandelbaren Lebens- und Kunstraum umgestaltet, für ihre Freunde ausgefallene Geburtstagsgeschenke kreiert, aufwändige Postkarten versandt, sich selber inszeniert und legendäre Feste veranstaltet, bis sie 1980 von Bice Curiger als Künstlerin entlarvt wurde und sozusagen über Nacht in den «Kunstzirkus» – wie sie selber sagt – hineingezogen wurde. Mit klopfendem Herzen sagte sie zu, an der Ausstellung Saus und Braus in der Städtischen Galerie zum Strauhof teilzunehmen. Dafür hat sie das, was sie bis anhin mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen in ihrem Zimmer tat, ganz einfach in den Strauhof verlegt. Entstanden ist eine Rauminstallation, in welcher die Grenzen zwischen Kunst und Leben verwischt wurden. Der Erfolg blieb nicht aus und zog weitere Projekte im In- und Ausland nach sich.